STRAHLKRAFT Über uns

Die Theatergruppe

Die Theatergruppe STRAHLKRAFT besteht innerhalb der Werkgemeinschaft für Berlin Brandenburg (WBB). Die Werkgemeinschaft ist eine sozialtherapeutische Einrichtung für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Es besteht eine Vielzahl unterschiedlicher Werkstätten an vier Standorten. Die Mitarbeiter/innen finden ja nach Bedürfnissen Förderung im Berufsbildungsbereich, Arbeitsbereich, Förderbereich mit verschiedenen individuellen Maßnahmen. Darüber hinaus gibt es therapeutische und künstlerische Angebote als begleitende Dienste.

Im Sommer 2011 begann in der Werkgemeinschaft eine kleine Gruppe Mitarbeiter/innen unter der Leitung von Albertine Lemmer, das OBERUFERER PARADEISSPIEL einzustudieren. Nach der gelungenen Premiere im Dezember desselben Jahres bildete sich auf Grundlage dieser kleinen Gruppe im Januar 2012 ein erweitertes Theaterensemble mit dem Weg, gemeinsam Kunst zu schaffen, als Ziel - jeder nach seinen Fähigkeiten, seinen Teil in ein großes Ganzes einzubringen. Unser erstes großes Projekt war DER JEDERMANN von Hugo von Hofmannsthal.

Die Schauspieler/innen arbeiten alle in verschiedenen Werkstätten der Werkgemeinschaft und nehmen die Theaterarbeit als ein sogenanntes "Begleitendes Angebot" wahr. Freitags finden sich alle zur wöchentlichen gemeinsamen Probe ein, die inzwischen den ganzen Vormittag dauert, mittwochs gibt es einzelne Szenenproben. Dadurch brauchen unsere Projekte eine lange Probenphase. Der JEDERMANN wurde nach 1 1/2 Jahren aufgeführt. Wir bestritten zwei Aufführungen in der Werkgemeinschaft und durften ein Gastspiel im schönen Theatersaal der Parzival-Schule geben. Der Erfolg war für alle überwältigend. Wir hatten zur Premiere sogar Brigitte Grothum zu Gast, DIE Berliner JEDERMANN-Instanz und darüber hinaus eine über Jahrzehnte sehr erfolgreiche Schauspielerin verschiedener Genres, die uns mit Lob überhäufte.

Das Ensemble mit Brigitte Grothum bei der Premiere von JEDERMANN 2013.

Das Schönste am Erfolg ist, das er auf angenehme Weise zu MEHR motiviert. Wenn diese tollen Schauspieler/innen den JEDERMANN spielen können, dann können sie auch DAS Stück der deutschen Theaterliteratur bewältigen: DEN FAUST von Johann Wolfgang von Goethe ... zumindest den Faust I ... in Auszügen. Die Idee war geboren und fühlte sich richtig gut an.

Die Idee zum FAUST I

Ein bisschen ausholen muss ich jetzt aber doch, wie ich dazu gekommen bin, dieses anspruchsvolle Stück anzuvisieren. Nach meiner Schulzeit, vor 36 Jahren, ging ich nach Dornach in die Schweiz und genoss eine umfangreiche Ausbildung in Antroposophie und Eurythmie. Insgesamt 7 Jahre meines Lebens habe ich dort verbracht. In dieser Zeit hatte ich das Glück, die Dornacher Faust-Festspiele zweimal mitzuerleben. In Dornach werden Faust 1 und Faust 2 ungekürzt aufgeführt, in Festspielform. Da sitzt man eine Woche lang im Goetheanum, schaut im großen Saal die Aufführungen an und erlebt zusätzlich Vorträge, Einführungen und und und... Als Student/in der Eurythmie lebt man ohnehin intensiv mit Goethes Werken. Ich hatte in meinen Dornacher Jahren schöne Möglichkeiten, Proben zu besuchen und viele Blicke hinter die Bühne zu werfen. Diese sehr ausführliche Beschäftigung mit Goethes Hauptwerk, dem FAUST, war mir jetzt, nach über 30 Jahren, wieder sehr gegenwärtig und führte mich zu meinem schnellen Entschluss, den Faust 1 jetzt in die Werkgemeinschaft zu bringen, wo sich eine so offene und kreative Theatergruppe gebildet hat. Meine Idee traf überall auf offene Ohren und Bereitwilligkeit, sich auf das Projekt einzulassen. Ausgelegt wurde es auf einen Probenzeitraum von ca. 2 Jahren.

Endlich war es soweit: Im Januar 2014 fand ich mich einer großen Runde strahlender Gesichter gegenüber, die alle bestens aufgelegt waren und bereit, ein echtes Großprojekt zu starten! Zunächst begann unsere Arbeit damit, dass ich häppchenweise den Inhalt der Faust-Geschichte erzählte, illustriert von Aufnahmen der Dornacher Faust-Aufführungen. Nachdem auf diese Weise nach einigen Freitagen ein inhaltliches Verständnis in der Gruppe entstanden war, kam Phase 2 und wir schauten uns via DVD den Faust 1 wechselweise in der Gründgens-Inszenierung und in der Inszenierung von Peter Stein an. Zwei legendäre Aufführungen, klassisch inszeniert. Die Begeisterung wuchs stetig und jeder fing bereits an, sich in den verschiedenen Rollen zu sehen.

Die eigentliche Probenphase konnte beginnen: zunächst Leseproben mit verteilten Rollen und dann die ersten Szenenproben. Für die Spieler/innen begann das Thema HAUSAUFGABEN. Text lernen! - auswendig lernen, pauken, pauken, pauken - Kunst ist eben auch harte Arbeit. Es gibt 2 Rollen, die ca 70 Seiten Text lernen müssen. Für mich begann aber auch das große Staunen, mit welchem Eifer und Elan sich alle in die Arbeit stürzten. Einzelne Szenen gestalteten sich so schnell so gut, dass wir entschieden, die Werkgemeinschaft an unserem Arbeitsprozess teilhaben zu lassen und zu den Jahresfestveranstaltungen einzelnen Szenen als Werkschau aufzuführen. Im Frühjahr 2015 drehten wir unseren ersten Werbetrailer und im Mai feierten wir einen vielfachen Geburtstag: Der Werbetrailer wurde uraufgeführt, unsere Faust Werbeplakate wurden vorgestellt UND unsere Theatergruppe bekam endlich einen Namen: STRAHLKRAFT! STRAHLKRAFT soll es sein, denn wir wollen strahlen, Kraft schöpfen und Kraft geben. Jetzt waren wir also bestens gerüstet, innen und außen, um unser großes Projekt FAUST 1 auf die Bühne zu bringen.

Bei den Proben zu FAUST I.

Die Schirmherrschaft des Projekts übernahm Prof. Barbara John, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Landesverband Berlin e. V.

Die Aufführungen im Bühnensaal der Camphill Alt Schönow wurden zu einem wunderbaren Erfolg. Wir feierten vier Tage lang ein Fest des Lichts, denn so kann man es ruhig bezeichnen, wenn vier Aufführungen (eine interne und drei öffentliche) so gelingen, dass rund 800 Gäste begeistert sind. Natürlich hatten wir danach nicht genug und eine Zusatzaufführung am 4. Juni 2016 in der Parzival-Schule wurde zum krönenden Abschluss einer wunderschönen Zeit, die wir mit Goethes Meisterwerk, Teil 1, erleben durften. Inzwischen war auch unsere DVD fertiggestellt. Wie schon beim Trailer hat Michael Wetzel (Deutsche Welle TV) Dreharbeiten und Produktion übernommen. Die DVD wurde allen Spielerinnen und Spielern im Rahmen der Abschlussfeier von einem wahrlich prominenten Überraschungsgast überreicht. (Die Liebe zum Fußball eint ja viele und in Berlin schlagen viele Herzen für Hertha BSC - und ein bisschen Spaß muss sein. Näheres ist in der Galerie zu besichtigen.)

FAUST II

Unsere letzte FAUST I Aufführung war noch nicht über die Bühne, da standen die Pläne bereits fest, welche Projekte uns anschließend beschäftigen sollen! Die intensive Arbeit am FAUST 1 hat bei allen Ensemblemitgliedern einen ganz dringenden Wusch geweckt, basierend auf der Frage: Wie geht die Geschichte weiter? Und damit war beschlossen, was ja ohnehin klar ist: FAUST I braucht FAUST II!!!

Da der FAUST II sehr umfangreich ist, erarbeiten wir das Werk in Auszügen. Die 5 Akte können jedoch selbst dann nicht auf 1 1/2 Stunden gekürzt werden, weshalb wir die Entscheidung getroffen haben, zunächst die ersten beiden Akte vorzubereiten. Die gekürzten Szenen werden nach und nach eingeführt und in unsere Probenarbeit aufgenommen, so dass die Schauspieler/innen langsam in dieses große Werk hineinwachsen. So wird uns der FAUST auf dem Weg durch die kleine und die große Welt noch rund 5 Jahre begleiten.

Eine erste Werkschau gab es zum Frühlingsmarkt 2018 der LebensWerkgemeinschaft. Im Juni 2018 konnten wir erneut mit Hilfe von Michael Wetzel (Deutsche Welle TV) einen Trailer drehen. Nach einer weiteren Werkschau beim Frühlingsmarkt 2019 war es dann bald soweit: Im Juni 2019 durften wir nach langer, oft harter Arbeit  im schönen Theatersaal der Camphill Alt Schönow eine wunderschöne Aufführungswoche feiern. Eine interne und drei öffentliche Aufführungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen bewältigte das Ensemble mit Bravour und es bleibt das sehr schöne Gefühl, unser Publikum erreicht und in Goethes große, tiefe Welt mitgenommen zu haben.
Und da wir keine halben Sachen machen, steht nun das große FAUST-Finale auf unserem Programm. Wir arbeiten an Akt 3 bis 5. Wir machen uns auf, die  Geschichte des Faust bis zu seinem Ende auf der Bühne zu erzählen. Dafür nehmen wir uns wieder drei Jahre Zeit und planen die Aufführungen für das Jahr 2022.

Loriot

Außerdem gilt unser aller große Liebe DEM Meister des Humors: LORIOT!

Wir huldigten diesem Genie 2017 mit einem kleinen Programm, bestehend aus fünf verschiedenen Sketchen. Die Besetzung dafür war inklusiv, denn wir konnten Persönlichkeiten aus unserer Verwaltung bewegen, an diesem Projekt mitzuwirken. Aufführungen waren 2017 beim Frühlingsmarkt der LebensWerkgemeinschaft und aufgrund der hohen Nachfrage zusätzlich beim Sommerfest der Parzival-Schule.

Die Loriot-Reihe wird fortgesetzt.

Albertine Lemmer